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Stress in der Stimme

Stress in der Stimme

Endlich sichere Diagnosen durch Künstliche Intelligenz?

Psychische Erkrankungen lassen sich oft nur sehr schwer eindeutig diagnostizieren. Und in der Gesellschaft respektiert man sie oft immer noch nicht, obwohl doch jeder Mensch Stresssymptome, Ängste, Burnouts etc. kennt. Herkömmliche Methoden zur Diagnostik psychischer Leiden helfen meist nur bedingt weiter. Der Patient kann seine Symptome zurückhalten oder der Arzt hat eine subjektive, vorgefasste Meinung. Jetzt sagen Forscher der New York University, dass sie das Rätselraten beim Erkennen posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) in den Griff bekommen haben. Mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Zusammen mit SRI International aus Kalifornien entwickelten die Wissenschaftler aus New York in den vergangenen 5 Jahren ein Stimmen Analyseprogramm. Es versteht die menschliche Sprache, gleichzeitig erkennt es Emotionen und Sprachmerkmale, die auf PTBS hinweisen. Durch die Analyse des Klanges der menschlichen Stimme misst es beispielsweise die Anspannung von Halsmuskeln oder die Berührung der Lippen mit der Zunge. PTBS wurde so an amerikanischen Kriegsveteranen mit 89%iger Exaktheit diagnostiziert. Ihren Bericht stellten die Forscher am vergangenen Montag im US-amerikanischen Journal Depression & Anxiety vor. SRI International kennen wir übrigens von der charmanten SIRI auf den I-Phones.

Nie wieder böse Worte im Call Center

Das Programm zur Analyse wird beispielsweise auch für automatisierte Kundenberatungsdienste eingesetzt. Anhand feinster Nuancen erkennt die Künstliche Intelligenz den Ärger in der Stimme der genervten Anrufer. Der Berater im Callcenter dagegen scheitert hier, selbst mit feinsten Ohren und einer guten Menschenkenntnis.

Noch ist die hellhörige KI lediglich in der Lage, den Stress in den Stimmen von Kriegsveteranen zu erkennen, nicht jedoch von Otto Normalbürger. Denn nur diese wurden von den Forschern interviewt. Aber die Spracherkennung und -analyse macht bekanntlich rasante Fortschritte. Solide Diagnosen von bisher kaum für „messbar“ gehaltenen Krankheiten sind in Reichweite.

Vielleicht können aber nicht nur Stress und Burnout gemessen werden. Meine persönliche KI steht dann morgens in meinem Schlafzimmer und misst meinen gute-Laune-Pegel anhand der Blitzanalyse meines Gähnens. Dank der Erkenntnisse stellt sie mir mein angemessenes Frühstück zusammen. Und wenn meine Freundin später zärtlich „ich liebe dich“ ins Telefon haucht, werde ich dank der Künstlichen Intelligenz in Sekundenschnelle wissen, wie ernst es meinem Mädchen heute damit wirklich ist.

Es bleibt spannend, und wir von Schaller Digital bleiben für euch am Ball.

(Foto: Pixabay/Gerd Altmann)