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Roboter zum Verlieben

Roboter zum Verlieben

Müssen wir Menschen die Roboter fürchten?

Schenkt man vielen Berichten Glauben, die derzeit allerorten kursieren, dann ist das wohl so. Die Zeitungen sind voller emotionaler Schlagzeilen. Sie erklären dir, dass du deinen Arbeitsplatz schon bald an eine Blechdose verlieren wirst. Wissenschaftliche Studien halten die Automatisierung von zwischen 9 und 47% aller Arbeitsplätze in den kommenden Jahrzehnten für realistisch. Bill Gates forderte deshalb schon 2017 eine „Roboter-Steuer“. Und Andrew Yang, demokratischer Präsidentschaftskandidat in den USA, fordert das Bedingungslose Grundeinkommen.

Aber es häufen sich auch andere Stimmen, die das Problem der Arbeitslosigkeit in einem anderen Licht betrachten: Nicht künstliche Intelligenzen, Digitalisierung und Roboter verursachen Ungleichheit und Stagnation, sondern vielmehr politische Entscheidungen und die Machtdynamik in der Wirtschaft. Die „Future of Work“ Initiative des Aspen Institute, sowie zwei Essays aus dem Roosevelt Institute in New York beleuchten den dramatischen Wandel in der US-Amerikanischen Arbeitslandschaft entsprechend differenzierter.

Die Autoren des Papiers aus Aspen stellen zunächst einmal klar, dass jeder Abbau von Arbeitsplätzen immer mit neuen Möglichkeiten einherging. In der Landwirtschaft war einst ein Drittel der Menschen beschäftigt, heute verbleibt gerade einmal ein Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe machte 1910 ein Drittel aller nicht landwirtschaftlichen Arbeitsplätze aus und sank bis 2015 auf 9 Prozent. Unterdessen stiegen die Arbeitsplätze in den Bereichen Information, Unternehmensdienstleistungen und Gesundheitswesen im gleichen Zeitraum von 3 auf 29 Prozent. Der Einzelhandel von 13 auf 23 Prozent. Wie Mark Paul vom Roosevelt Institute feststellt, machte sich das Time Magazine bereits 1961 Sorgen um die „Opfer der Automatisierung“. Es war gefühlt also schon immer so.

Vom Faustkeil zum Roboter

Der Mensch macht den Fortschritt. In der frühen menschlichen Geschichte entwickelten wir den Faustkeil, um zu hacken, zu schneiden oder zu schaben. Wir wollten uns schon immer die Mühen der Arbeit erleichtern. Dieser Wunsch macht den Menschen erfinderisch. Auch den PC haben wir deshalb entwickelt, und eigentlich sollten wir Menschen von dem Erfindungsreichtum unserer Spezies alle profitieren. Oft genug sind jedoch nur die wenigen Besitzer der Maschinen die wirklichen Nutznießer innovativer Technologie.

Mark Paul zitiert im Roosevelt Papier den kürzlich verstorbenen Physiker und Visionär Stephen Hawking: „Wenn Maschinen alles produzieren, was wir brauchen, hängt das Ergebnis davon ab, wie die Dinge verteilt werden. Jeder kann ein Leben in luxuriöser Freizeit genießen, wenn der maschinell produzierte Reichtum geteilt wird. Oder die meisten Menschen können am Ende kläglich arm werden, wenn die Maschinenbesitzer erfolgreich gegen die Umverteilung von Reichtum kämpfen.“

Zeit für das Wesentliche

Es erscheint also zu kurzsichtig und naiv, KIs, Roboter und die Digitalisierung per se als Jobkiller und Ursache menschlichen Übels hinzustellen. Vielmehr könnten wir die Errungenschaften innovativer Erfinder begrüßen. Machen wir uns stattdessen doch einmal Gedanken darüber, wie die Rasse Mensch insgesamt profitieren kann. Dank der Automatisierung ist eigentlich mehr Zeit für all diejenige Arbeit vorhanden, die unsere Gesellschaft dringend benötigt: Sportvereine sind froh über jeden ehrenamtlichen Helfer, vom Jugendtrainer bis zum Platzwart. Unsere überalternde Gesellschaft sucht Familienmitglieder mit Zeit für die Senioren. Wie schön wäre es, wenn der Enkel dem Grossvater geduldig das Smartphone erklärt.

Die Digitalisierung ermöglicht uns, mehr Zeit für solche und viele andere notwendige und erfüllende Aufgaben zu haben, während ein Teil der Wertschöpfung von den dann als Freunden wahrgenommenen Robotern geleistet wird. Schimpfen wir also nicht über Silikon und Pixel und Plastik, Kabel und Edelstahl, sondern richten wir unseren Blick auf die Profiteure an den von uns allen erfundenen Innovationen.

Es bleibt spannend und wir von Schaller Digital bleiben am Ball.

(Foto: Michal Jarmoluk/Pixabay)